Welcher Politiker will nicht, dass man ihm glaubt, dass man seine politischen Ansicht gut findet und bei der Wahl ein Kreuz für ihn macht. Der prominente CDU-Politiker Wolfgang Bosbach hat sich diesem Thema angenommen und dazu das Buch "Wer glaubt uns noch?" mit dem Untertitel "Warum Politik an Vertrauen verliert und was wir dagegen tun können" veröffentlicht. Insgesamt 32 Kapitel zu den unterschiedlichsten Themen mit dem Hintergrund der Glaubwürdigkeit hat Wolfgang Bosbach in seinem 216seitigen Buch verfasst.
Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und dabei angenehm zu lesen. Es ist vorallem geschrieben für politisch Interessierte, aber natürlich auch für Politiker und Politikerinnen. Ein Zitat aus dem Buch - "Wenn die Bürgerinnen und Bürger das Gefühl bekommen, die Wahrheit würde nur portionsweise serviert, dann schafft das erst Unmut und dann Protest." - ist zum Beispiel eine klare Aufforderung an die Politiker klar Stellung zu beziehen und nicht mit der Wahrheit herumzudrucksen.
Wolfgang Bosbach zeigt in dem Buch aus seiner Sicht parteiübergreifend Beispiele auf, welches Handeln Vertrauen aufbaut und wo Vertrauen zerstört wird. Desöfteren erkennt man dabei seine eigene Parteibrille und seine Parteifreunde werden eher positiv dargestellt. Aber oft gelingt es ihm auch die Dinge übergreifend zu beschreiben. Vertrauensbildend für das Buch wäre eine noch ausgewogenere politische Darstellung gewesen.
Die im Buch dargestellten Beispiele in den jeweiligen Kapiteln sind gut erklärt, eine prägnante Analyse mit konkreten Maßnahmen zu mehr Vertrauen und Akzeptanz der Politik, also wie man den Vertrauensverlust überwinden könnte, fehlt leider in dem Buch. Politikern sollte nach dem Lesen des Buches allerdings klar sein, dass eine offene Fehlerkultur bedeutend für die Vertraunsbildung in der Bevölkerung ist. Wolfgang Bosbach schreibt dazu: "Wer einen Fehler offen eingesteht, zeigt nicht Schwäche, sondern eher Stärke."
Wer sich Gedanken um die Demokratie, politische Entscheidungen und das Vertrauensverhältnis zwischen Politikern und Wählern macht, der findet mit "Wer glaubt uns noch?" ein Buch, welches kurzweilig in kleinen Kapiteln geschrieben ist und durchaus zum Nachdenken anregt. Manchmal wünscht man sich allerdings auch, noch klarere und deutlichere Analysen, wie die Politik mehr Vertrauen schaffen könnte.
Klappentext:
"Wir haben keine Politikverdrossenheit. Wir haben eine Politikerverdrossenheit." sagt Wolfgang Bosbach. Zu oft wurden die Wählerinnen und Wähler enttäuscht. Nach dem Standard-Eurobarometer der EU-Kommission hatten im Frühjahr 2021 nur noch rund 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland Vertrauen in unsere politischen Parteien. Ein trauriger Befund. Welche Personen und Institutionen könnten in diesen Zeiten Orientierung und Halt geben?
Wolfgang Bosbach hat in fünf Jahrzehnten Politik auf Bundesebene eine Fülle von unterschiedlichen Erfahrungen gesammelt. Auf einige hätte er verzichten können, aber die meisten waren positiv. Er ist der festen Überzeugung, dass es der Politik gut tun würde, etwas mehr und besser zuzuhören, was die Menschen bewegt. Nicht um allen nach dem Munde zu reden, sondern die Hoffnungen und Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger intensiver mit der eigenen politischen Agenda zu verzahnen.
Buchinformationen
Titel: Wer glaubt uns noch?
Autor: Wolfgang Bosbach
Verlag:
www.ullstein.de
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